Marta Pagans

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Selbstfürsorge für Übersetzer:innen − Gib auf dich acht!

© Maria Shanina via Unsplash

Die wunderbare Sara Menzel-Berger, auch bekannt als Technikelfe, hat mich gefragt, wie ich als selbständige Übersetzerin auf meine psychische Gesundheit achte. Eine immens wichtige Frage. Für mich hat es viel mit Selbstfürsorge zu tun.

Was hilft mir? Ganz genau zu wissen, was mir guttut und das auch zu tun. Zugegeben: Herauszufinden, was mir guttut, ist einfach. Dranzubleiben, vor allem in stressigen Zeiten, nicht so sehr.

In diesem Blogartikel habe ich Maßnahmen gesammelt, die mir guttun. Wenn du ähnlich wie ich tickst, kannst du sie vielleicht 1 zu 1 übernehmen. Falls nicht, dienen sie dir hoffentlich als Anregung, deinen eigenen Weg zu finden.

Manche Gewohnheiten habe ich inzwischen so verinnerlicht (wie die tägliche Runde an der frischen Luft), dass sie für mich selbstverständlich sind. Andere Strategien (wie mich abgrenzen und Nein sagen) werden Herausforderungen bleiben. Ein Leben lang.

Ein Hinweis vorab: Diese Strategien helfen mir, Stimmungsschwankungen entgegenzuwirken und die Stressspirale zu durchbrechen. Wenn dich allerdings solche Gedanken nicht mehr loslassen:

  • dir macht nichts mehr Freude,

  • dir ist alles gleichgültig,

  • du gibst die ganze Zeit 100 % und kommst trotzdem gefühlt gar nicht voran,

zögere bitte nicht, dir Unterstützung zu holen.

Unter den Telefonseelsorge-Nummern 0800-111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 (Deutschland), 142 (Österreich) und 143 (Schweiz) kannst du dich in rund um die Uhr kostenlos telefonisch melden und anonym beraten lassen. Mehr dazu hier: www.telefonseelsorge.de https://www.telefonseelsorge.at und https://www.143.ch/

Zur besseren Orientierung habe ich dir eine Übersicht gemacht. Ich fange mit den Punkten an, die mir ganz am Anfang meiner Selbständigkeit geholfen haben. Wenn du schon weiter bist, spring einfach direkt auf das Kapitel, was dich am meisten interessiert.

#1 Arbeitszeiten definieren

#2 Auf das „Äußere“ achten

#3 Raus aus den eigenen vier Wänden

#4 Einen Ausgleich finden

#5 Bewegung

#6 Es darf leichter gehen

#7 Ablenkungen minimieren

#8 Reaktionszeiten – Muss alles immer sofort sein?

#9 Social-Media-freie Zeiten

#10 Auf die eigenen Stärken setzen

#11 Persönlichkeitsentwicklung: immer ein Stückchen vorwärts

#12 Innehalten, reflektieren und akzeptieren, was ist

#13 Selbstwirksamkeit oder das letzte Wort

#14 Nein sagen (lernen)

#15 Soziales Netz

#16 Professionelle Unterstützung – Therapie kann helfen

#17 Selbstgespräche − Wie sprichst du mit dir?

#18 Die eigenen Finanzen im Griff

 

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Am Anfang meiner Selbständigkeit empfand ich es als großen Luxus, meine Arbeitszeiten selbst festlegen zu dürfen. Freizuhaben, wenn andere arbeiteten, fand ich klasse. Mich abends oder am Wochenende noch hinsetzen zu müssen, während andere freihatten und bei mir der Liefertermin immer näher rückte, fand ich mit der Zeit immer doofer.

Schnell merkte ich: Wenn ich meine Arbeitszeiten an die Arbeitszeiten meines Umfelds anpasse, geht es mir besser. Wenn ich zwischen Arbeitstagen und Wochenendtagen unterscheide, bin ich viel zufriedener und (was für eine Erkenntnis!) unter der Woche deutlich motivierter und dementsprechend produktiver.

Magst du ein paar Monate ausprobieren, ob es bei dir auch so ist? Deine Zeit zu erfassen, zum Beispiel mit Toggle, kann dir dabei sehr helfen. (Mehr zu Toggle und anderen sehr nützlichen Tools findest du hier).

Du magst oder du kannst dich gerade nicht festlegen? Dann ist es halt so. Tust du mir aber dann einen Gefallen? Schau bitte, dass sich deine Arbeits- und Freizeitzeiten für dich ausgeglichen anfühlen. Und genieße ganz bewusst deine Freiheiten als Selbständige, so wie unter der Woche in der Sonne Kaffee zu trinken, oder in einem menschenleeren Supermarkt den Wocheneinkauf zu erledigen …

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Noch ein Luxus der Selbständigkeit? Mich so anziehen zu dürfen, wie es mir danach ist. Mehrere Tage am Stück in Schlabberhose und mit zunehmend fettigen Haaren vor dem Computer ausharren, während es draußen abwechselnd nieselt oder in Strömen regnet? Ja, das habe ich am Anfang meiner Selbständigkeit öfter gemacht. Und jedes Mal bin ich in ein mehr oder weniger tiefes Loch gefallen. Nein, nicht gut.

Mir tut es gut, morgens zu duschen und mich bürotauglich anzuziehen. Mit Kostüm und Stöckelschuhen? Nein, das definitiv nicht. Leger chic reicht bei mir vollkommen aus. So, dass ich jederzeit an einem Zoom-Meeting teilnehmen und einen professionellen Eindruck vermitteln kann. Abends und am Wochenende freue ich mich dann auf meine kuscheligen Hoodies. So gelingt es mir auch leichter auf „frei“ umzustellen.

Wirkt sich deine Kleidung auf deine Stimmung gar nicht aus und du findest das alles Quatsch? Dann spring einfach zum nächsten Punkt. Einen Impuls habe ich trotzdem noch für dich. Sich „richtig“ anzuziehen, auch wenn dich niemand sieht, ist nicht überflüssig. DU siehst dich doch den ganzen Tag!

Noch ein Grund, der für mich gegen Schlafanzug und Schlabberhose spricht! So ist bei mir die Überwindung aus dem Haus zu gehen viel niedriger. Denn … 

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Wenn ich einmal am Tag das Haus verlasse, geht es mir deutlich besser. Mache ich es nicht, ist der Lagerkoller vorprogrammiert. Das Doofe dabei ist: Oft merke ich es erst, wenn es zu spät ist und die gute Laune dahin ist.

Früher habe ich einen Grund bzw. eine Ausrede gebraucht, um das Haus zu verlassen. Einmal zum Bäcker, zum Bankautomat oder meine Mädels in den Kindergarten bringen oder abholen ... Heute gehe ich einfach so aus dem Haus. Einfach, weil es mir guttut. Als zusätzliche Motivation habe ich seit ein paar Jahren einen Hund. Ich stelle immer wieder fest, auch wenn es draußen grau, kalt und wenig einladend ist, geht es mir nach einer ausgedehnten Gassi-Runde immer besser.

Fällt es dir schwer, aus dem Haus zu gehen, auch wenn es dir guttut? Dann überlege, wie du es dir leichter machen könntest. Vielleicht morgen früh leckere Brötchen holen? Oder dich regelmäßig mit einem lieben Menschen für einen Spaziergang verabreden?

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Ich arbeite gern. Leidenschaftlich gern. Und trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) brauche ich einen Ausgleich, um die Freude an meinen Beruf dauerhaft aufrechtzuerhalten.

Meine früheren Hobbys −stundenlang ungestört lesen, regelmäßig ins Kino gehen, längere Wanderungen unternehmen− ruhen jetzt erst einmal. Meine drei Mädels sind zwar schon in der weiterführenden Schule, Zeit ist bei mir aber immer noch ein knappes Gut. Mich findest du jetzt oft in meinem Garten. Während ich in der Erde wühle, in der Sonne auf einer Bank etwas lese, Kreuzworträtsel löse oder auf der Hängematte döse, kann ich wunderbar abschalten. Oder, wie oben schon erwähnt, bei einer ausgedehnten Gassi-Runde.

Und du? Was machst du, um den Kopf freizubekommen? Was ist dein Ausgleich nach einem anstrengenden Dolmetschauftrag? Nach einer anspruchsvollen Übersetzung? Weil mich das Thema so interessiert, habe ich mehrere Kolleginnen und Kollegen dazu interviewt. Vielleicht dienen dir ihre Hobbys als Inspiration?

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Ich muss etwas gestehen. Ich bin ein Sportmuffel. Alles, was sich zu sehr nach Sport anfühlt, widerstrebt mir. Bewege ich mich jedoch nicht regelmäßig, meldet sich früher oder später mein Rücken. Na ja, eher früher als später. Und Schmerzen mag ich nicht. Noch weniger als Sport …

Mein Kompromiss ist Bewegung. Mehrmals am Tag die Treppen hoch und runtergehen. (Mein Büro ist ganz oben. Meine Waschmaschine, ganz unten). Vieles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Zwischendurch ein paar Yoga-Übungen einbauen und regelmäßig Schwimmen gehen.

Schwimmen zu gehen, kostet mich jedes Mal eine mittelgroße Überwindung. Auch wenn es mir danach immer besser geht als davor. Als Motivation versuche ich, dieses herrliche Nach-dem-Schwimmengehen-Gefühl in Erinnerung zu rufen. Ich trainiere gleichzeitig mit meiner Großen und freue mich so auf die gemeinsame Hin- und Rückfahrt. Alles, was ich fürs Schwimmen brauche, habe ich an einem einzigen Ort verstaut, damit das Packen ganz schnell geht. Zusammengefasst: Ich mache es mir leicht. Denn …

 

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Ich darf mir das Leben leichter machen. Ich soll es sogar. Das anzuerkennen, war ein langer Prozess. Ich habe mich früher immer angestrengt. Zufrieden war ich selten.

Wie sieht es bei dir aus? Wie könntest du dir das Leben (bzw. die Arbeit) leichter machen?

Ich bin sehr vergesslich. Früher habe ich versucht, mir alles zu merken. Mit mäßigem Erfolg. Heute nutze ich meinen Kalender konsequent und stelle mir oft Erinnerungen auf dem Handy. Checklisten sind mein Fels in der Brandung, wenn alles drunter und drüber geht. Mit Anleitungen wirke ich dem Technik-Frust entgegen. (Darüber habe ich schon einen Artikel in Vorbereitung).

Ich lasse mich sehr leicht ablenken. Über diesen vermeintlichen Mangel an Disziplin habe ich mich früher sehr geärgert. Heute sehe ich es pragmatischer. Ich minimiere einfach die Ablenkungen. Was mich zum nächsten Punkt bringt ...

 

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Alles blinkt. Alles piepst. Ständig will jemand etwas von mir. Zumindest gefühlt.

Der nette Gruß von der besten Freundin, das süße Bild vom kleinen Neffen, die Bitte um Hilfe von einem lieben Kollegen, die eigentlich gar nicht dringende Anfrage von einer neuen Kundin, ein neuer Kommentar zu einem Post ... Jede Benachrichtigung verlangt meine Aufmerksamkeit und reißt mich von der eigentlichen Aufgabe raus.

Konsequent alle Benachrichtigungen auszuschalten (E-Mail-Programm, Social Media, Handy …), war ein klitzekleiner Griff mit einer ganz großen Wirkung. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: ich bin um einiges produktiver geworden.

Dazu gehört auch, der Anrufbeantworter laufen zu lassen, wenn ich in einer Aufgabe vertieft bin. Am Anfang bin ich damit in meinem privaten Umfeld auf Unverständnis gestoßen. „Du arbeitest ja flexibel, … Niemand sagt dir, wann deine Arbeitszeiten sind …“ Nein, niemand. Außer mir (siehe Punkt 1). Dabei habe ich gemerkt: je konsequenter und souveräner ich dabei bin, desto besser wird das akzeptiert. Und wenn wir dabei sind …

 

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Früher dachte ich, ich muss auf alles (vor allem auf Mails) sofort reagieren, um professionell zu wirken. Heute weiß ich, es muss nicht immer alles sofort sein. Wenn ich am Stück arbeite und meine Mails nur ein paar Mal am Tag abrufe und bearbeite, bin ich viel produktiver und kann meine Kunden und Kundinnen um einiges besser bedienen.

Auf gute Leute muss man warten!“ − diesen wunderbaren Spruch von einem wunderbaren Kunden hat mir dabei sehr geholfen.

Das ginge bei dir gar nicht? Deine Kunden würden da gar nicht mitmachen? Das dachte ich früher aus. Probiere es einfach mal aus. Vielleicht erst auf 30 Minuten begrenzen und irgendwann mal auf 60 Minuten ausdehnen? Meine Stammkunden wissen, wenn es mal bei ihnen brennt, können sie mich gern jederzeit anrufen. Auch wenn der AB anspringt, melde ich mich dann umgehend bei ihnen.

 

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Ich mag Social Media. Über solche Plattformen bekomme ich wertvolle Impulse, lerne interessante Menschen kennen und kann mich mit ihnen regelmäßig austauschen. Soziale Medien helfen mir, beruflich auf dem letzten Stand zu sein.

Die Kehrseite der Medaille? Wenn ich nicht aufpasse, verliere ich mich darin. Von einem Beitrag zum nächsten scrollen. Sofort auf jeden Kommentar reagieren. Die Ansichten und Reaktionen meiner Beiträge ständig im Blick behalten. (Und mein Selbstwertgefühl und meine Stimmung davon abhängig machen). Nein, das tut mir nicht gut.

Die Lösung für mich? Social-Media-freie Zeiten. Frühmorgens, abends und am Wochenende sind soziale Medien inzwischen für mich tabu. Montags auch. Social-Media-Apps habe ich aus meinem Handy verbannt. Seit letztem Jahr konzentriere ich mich auf nur einen Kanal. Derjenige, der mir am meisten Spaß und die besten Ergebnisse liefert: LinkedIn. (Bist du auch dort unterwegs? Wenn wir noch nicht verknüpft sind, freue ich mich auf deine Kontaktanfrage!) 

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Früher war ich davon überzeugt: Ich muss anders werden. Ich muss schneller arbeiten … Fleißiger, disziplinierter, ordentlicher werden … Lustiger, schlagfertiger, lauter sein …

Ich habe festgestellt:

  • wenn ich mit mir arbeite, statt dagegen,

  • wenn ich auf meine Stärken setze, anstatt mich ständig für meine Schwächen zu kasteien,

geht es mir deutlich besser.

Ein Beispiel? Meine Aussprache auf Deutsch hat sich in den letzten 10 Jahren kaum verbessert. Ich arbeite aber auch nicht daran. Dafür fehlt mir die Motivation. Das einzusehen, ist mir nicht leichtgefallen. Das Schreiben auf Deutsch macht mir dagegen viel Freude und es geht mir immer leichter von der Hand. Ich schreibe aber fast täglich. Dieser Blogartikel hier hat stolze 3631 Wörter (ja, ich habe nachgezahlt). Mein allererster Blogbeitrag war extrem kurz. (Dafür aber in drei Sprachen). Wenn du neugierig bist, findest du ihn hier. (22 Wörter sind wirklich schnell gelesen 😉). Wohlgemerkt: Dazwischen sind ganze 9 Jahre vergangen!

Kennst du deine Stärken? Noch nicht? Dann lies unbedingt weiter!

 

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Was sind meine Stärken? Was sind meine Schwächen? Wie ticke ich? Was kann ich (und will ich) ändern? Je besser ich mich kenne, desto besser kann ich auf mich achten und umso zufriedener bin ich.

„Glaubenssätze heißen so, weil wir glauben, dass es so ist, nicht weil es wahr ist.“ Das hat die wunderbare Ricarda Kiel mal in einem Ihrer Briefe geschrieben. Schön, nicht wahr?

Das kann ich nicht … So bin ich nicht ... Früher habe ich mich von Glaubenssätzen sehr stark einschränken lassen. Ich bin nicht vom Fleck gekommen. Heute weiß ich, ich kann viele Herausforderungen meistern, wenn ich nur will. Der erste Schritt ist, mir nur einmal das Gegenteil zu beweisen. Hast du auch eine innere Stimme, die dich stets begleitet? Die dich davon abhält, etwas Neues auszuprobieren? Dann ist dieser Artikel hier für dich.

Was hat mir geholfen, mich weiterzuentwickeln?

Lass uns mal das aufdröseln:

 

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Einmal im Jahr setze ich mich hin und überlege: Wo bin ich? Wo will ich hin? Ein Ziel vor Augen zu haben, realistisch zu planen, indem ich meine Umstände berücksichtige, anstatt sie auszublenden, hilft mir voranzukommen. Schritt für Schritt. 

Dafür habe ich ein Workbook erstellt, mit dem ich:

  • gezielt über die letzten 12 Monate reflektiere

  • Klarheit gewinne, wo ich in einem Jahr sein möchte

  • die richtigen Prioritäten setze und realistisch plane 

Möchtest du auch mit diesem Workbook arbeiten? Hier kannst du es dir kostenlos herunterladen.

 

Hol dir jetzt dein Workbook! 

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Früher (und das ist mir ein bisschen peinlich) habe ich oft eine Opferrolle angenommen … Nacht- und Wochenendschichten, Feuerwehreinsätze, mäßige Preise, mittelmäßige Texte. Ich hatte das Gefühl, dem allem ausgeliefert zu sein. Bis mir klar geworden ist: Ich habe immer das letzte Wort. Niemand setzt mir eine Waffe auf meine Brust und zwingt mich zu irgendetwas.

Ja, ich nehme jetzt diesen unendlich öden Text an. Ich schaue aber, dass ich mich weiterbilde, um anspruchsvollere Texte übersetzen zu können. Ja, ich arbeite das Wochenende durch, um diesem einen Kunden aus der Patsche zu helfen. Am Montag ist aber dann um 13 Uhr Feierabend.

Oder ich sage klar und deutlich „Nein“, wenn ich das für richtig halte und einen Auftrag nicht annehmen möchte.

Nein, das habe ich nicht allein geschafft. Dafür habe ich viel lesen und üben müssen und mir Unterstützung geholt. Dazu unten mehr.

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Vor vielen vielen Jahren machte ein Übersetzerkollege eine scharfsinnige Beobachtung: „Marta, du kannst so viele Sprachen und in keiner kannst du Nein sagen.“ Tja, recht hatte er.

Von allen gemocht werden wollen … Es immer allen recht machen wollen ... Bloß nicht egoistisch / unprofessionell / unhöflich rüberkommen ... Eine sehr gefährliche Einstellung für die Selbständigkeit und auch für die psychische Gesundheit. Mich hat es nicht selten an meine Grenzen gebracht.

(Übrigens. Hier findest du eine sehr ausführliche Anleitung, wie auch du das Neinsagen lernen kannst.)

Nein zu sagen zu komplett unrealistischen Lieferterminen, unverschämten Bedingungen oder mir fremden Fachgebieten, das ist mir nie schwergefallen. Wenn es aber um meine eigenen Bedürfnisse geht …  Da wird es bei mir kritisch.

Was hat mir geholfen? Mich zu beobachten. Wann werde ich schwach? Was triggert mich, anstatt „Nein“ doch „Ja“ zu sagen?

Vielleicht kommen dir solche Sprüche bekannt vor:

  • Wir brauchen es ganz dringend und mir wäre sehr wichtig, dass du es übernimmst.

  • Du lieferst immer so exzellente Arbeit. Deswegen dachte ich …

Oder vielleicht solche?

  • Die Übersetzerin für Französisch liefert schon morgen.

  • Wenn du deine Übersetzung erst am Freitag lieferst, muss dann die Lektorin am Wochenende arbeiten.

  • Ich werde auch eine Nachtschicht einlegen müssen. Wir sitzen alle im selben Boot.

  • Am Dienstag um 10 Uhr passt mir aber viel besser.

Oder solche?

  • Für XYZ hat sich noch niemand gemeldet. Wir brauchen noch ganz dringend eine helfende Hand, die uns dabei unterstützt.

Ja, auf meine Tränendrüse zu drücken und an mein Ego zu appellieren, hat immer hervorragend funktioniert. Mich mit anderen zu vergleichen, ebenfalls. Seitdem ich das weiß, kann ich viel besser damit umgehen. Einmal tief atmen und mir die Zeit nehmen, um zu überlegen: Ist das machbar? Will ich das wirklich? Falls nicht, sage ich jetzt freundlich, aber bestimmt „Nein“ (auch wenn es für mich eine Herausforderung bleibt, aber das muss ja nach außen niemand spüren).

Versteh mich bitte nicht falsch. Mal kulant zu sein. Einspringen, wenn Not am Mann ist. Das gehört als selbständige Übersetzerin für mich auch dazu. Kritisch wird es, wenn du deine eigenen Bedürfnisse dauerhaft und ausnahmslos hintenan stellst.

Eine Erkenntnis, die mir dabei sehr geholfen hat. Vielleicht dir auch? Jedes Nein ist ein Ja zu etwas anderem. Unser Tag hat 24 Stunden. Dann lieber sie diese Zeit mit etwas verbringen, was uns wirklich wichtig ist, oder?

Und jetzt zurück zum Thema „Sprechen“ ...

 

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Wenn mich etwas belastet, mich ärgert, mich traurig oder wütend macht, dann hilft es mir darüber zu reden. Einmal ausgesprochen, sind Ärger, Sorge oder Enttäuschung nicht mehr so groß. Dabei tut es mir besonders gut, mit einer Person darüber zu reden, die ganz genau weiß, wie ich mich gerade fühle.

Im Laufe der letzten Jahre habe ich mir ein soziales Netz gesponnen. Mein Sicherheitsnetz. Ich habe eine Ansprechpartnerin für jede Sorge, jede Frage und jede Lebenslage. Sie sind immer für mich da. Ich bin immer für sie da.

Wie sieht es bei dir aus? Brauchst du auch manchmal ein offenes Ohr? Hast du auch jemanden? Solche Beziehungen wollen auch gepflegt sein. Im Alltagswahnsinn geht das schnell unter.

Wie wäre es, wenn du heute noch diese eine Person, die dir wichtig ist, anrufst? Oder ihr auf welchem Wege auch immer ein paar Zeilen schickst? Oder mit ihr bald ein Treffen ausmachst? Auch klitzekleine Aufmerksamkeiten erhalten die Freundschaft.

Gespräche im Freundes-, Familien- und Kollegenkreis tun gut. Sie haben aber auch ihre Grenzen. Manchmal ist es zielführender, sich die Unterstützung eines Profis zu holen.

 

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Wenn mich privat etwas belastet, wirkt es sich auf meine Arbeit aus. Und umgekehrt: Wenn mich beruflich etwas belastet, wirkt es sich auf mein privates Leben aus.

In den letzten Jahren habe ich mir ein paar Mal professionelle Unterstützung geholt. Um ein paar Punkte zu besprechen, die mich privat oder beruflich belastet haben. Und ja, das war die richtige Entscheidung.

Meine größte Hemmung, mir diese Art von Hilfe zu holen, war immer der Gedanke: „Das sind alle Luxusprobleme. Anderen geht es viel schlechter als mir“. Ja, das ist tatsächlich so. Aber zu warten, bis es bei mir gar nicht mehr geht? Das wäre auch nicht sinnvoll gewesen.

Ich hatte so ein paar Punkte aus meiner Vergangenheit, die mir immer wieder in die Quere gekommen sind und ich habe sie mal mit einer Therapeutin besprochen. Das hat mir sehr geholfen. Es hat tatsächlich Klick gemacht und einige sind einfach weg. Andere begleiten mich noch. Ich merke es aber viel schneller, wenn ich in meine alten Muster verfalle und kann rechtzeitig die Notbremse ziehen.

 

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Seit einiger Zeit achte ich darauf, wie ich mit mir spreche. Und tja, was soll ich sagen, es ist manchmal schon erschreckend.

Würde ich mit meiner besten Freundin so reden? So streng? So unbarmherzig? Auf keinen Fall! Ehrlich gesagt: Ich würde mit niemandem so reden. Außer mit mir.

Als Erinnerung hängt jetzt ein Post-it bei mir im Arbeitszimmer. „Was würde jetzt XYZ zu dir sagen?“.

Hast du auch eine XYZ? Eine liebe Freundin, die immer die richtigen Worte für dich findet, auch wenn etwas suboptimal gelaufen ist? Wenn du dich ertappst, wie du dich runterziehst, frage dich: Was würde sie jetzt zu mir sagen? 

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Was haben geregelte Finanzen mit psychischer Gesundheit zu tun? In meinem Fall so einiges.

Jederzeit zu wissen, welche Fixkosten demnächst auf mich zukommen, welche Investitionen ich mir gerade leisten kann und für welche ich noch ansparen soll, die Gewissheit, dass keine böse Überraschung mehr vom Finanzamt kommen kann, weil ich dementsprechend vorgesorgt habe, erspart mir viele schlaflose Nächte.

Seit ein paar Jahren führe ich meine Finanzen nach dem Profit-First-System von Mike Michalowicz. Du kannst hier die ersten Kapitel vom Buch sowohl auf Deutsch wie auf Englisch herunterladen. In den ersten Folgen vom Podcast Finanzen neu denken wird das System von Susanne Just und Bärbel Metzger wunderbar einfach erklärt, finde ich.

Mit meinen Finanzen im Griff und einem zunehmend wachsenden Polster bin ich bei Flauten viel entspannter. Ich weiß, wann ich auf ungeliebte Brotaufträge verzichten kann und wann besser nicht. Vor allem das Polster gibt mir bei der Honorarfrage eine ganz andere Verhandlungsposition.

 

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Ich hoffe, du konntest hier den einen oder anderen Impuls mitnehmen. Setzt du einige von diesen Maßnahmen schon um? Hast du andere, die du mit mir teilen möchtest? Ich freue mich, von dir zu hören und vor allem, gib auf dich acht!

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In diesem Blogbeitrag von Sara Menzel-Berger, findest du übrigens viele weitere Artikel mit wertvollen Tipps, wie du mit psychischen Belastungen im Online-Business umgehen kannst.

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