Bleiben oder gehen? Ein ermutigender Blick für Übersetzerinnen in Zeiten des Wandels

Bleiben oder gehen? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die zu mir in die Einzelberatung kommen oder an meinen Workshops teilnehmen.


Diese Frage habe ich mir in den letzten 25 Jahren auch ein paar Mal gestellt. Zum Beispiel mitten in der Pandemie, als von heute auf morgen alles stillstand. Oder im Juli 2025, nachdem ich im ersten Halbjahr kaum Anfragen für Übersetzungen und noch weniger Aufträge erhalten hatte.


Bleiben oder gehen? Geht es jetzt darum, diese Durststrecke irgendwie zu überstehen? Oder reite ich auf einem toten Pferd? Ist meine Karriere als freiberufliche Übersetzerin jetzt dank KI und den neuen Entwicklungen endgültig vorbei? Oder lohnt es sich, neue Wege zu erkunden, etwa wie ich in dieser neuen KI-Welt weiterhin gute Kunden gewinne und lukrative Aufträge bekomme?


Fragen über Fragen!


Vielleicht die schwierigste: Wie kann ich sicher sein, dass ich jetzt die richtige Entscheidung treffe?


Meine kurze (wenig zufriedenstellende) Antwort: Das kannst du nicht. Und diese Frage kann momentan niemand für dich beantworten. Auch keine Expertin oder Beraterin. Denn ich kenne niemanden mit einer Glaskugel, der dir ganz sicher sagen könnte, wie es in einem Jahr, in fünf oder in zehn Jahren in der Übersetzungsbranche (oder überhaupt in dieser Welt) aussehen wird.


Beängstigend? Beunruhigend? Unangenehm? Ja, das kann ich verstehen. Aber du bist nicht ausgeliefert. Du hast vieles in der Hand. Wahrscheinlich mehr als du denkst.


Bleiben oder gehen? Was kannst du tun, wenn du gerade vor dieser Frage stehst? Hier findest du als Entscheidungshilfe einen bunten Strauß von Impulsen und Denkanstößen sowie eine gute Dosis Zuversicht und Optimismus.

Den Grübelkreis durchbrechen

Früher habe ich bei Entscheidungen viel Zeit und Energie vergeudet, indem ich versucht habe, im Voraus herauszufinden, was momentan die beste Entscheidung wäre.


Nein, ich sage nicht, dass du dich jetzt Hals über Kopf dem nächstbesten Impuls folgen solltest. Pro und Contras abzuwägen, ist sinnvoll. Sich zu informieren und sich Unterstützung zu holen, auch. Sich ewig lang im Kreis zu drehen, führt selten irgendwohin. (Zumindest meiner Erfahrung nach.)


Vor einigen Jahren hat mir jemand folgenden Ratschlag gegeben: „Du wirst immer erst im Nachhinein wissen können, ob die eine Entscheidung richtig war. Deswegen triff jetzt eine Entscheidung (egal welche) und setze dann deine ganze Energie dafür ein, um dir zu beweisen, dass diese Entscheidung die richtige für dich war.“


Das könnte zum Beispiel sein: Du entscheidest, in der Übersetzungsbranche zu bleiben und setzt deine ganze Energie ein, um neue Kunden zu finden, die deine Arbeit schätzen und sie angemessen bezahlen. 


Oder: Du entscheidest dich, einen neuen Weg einzuschlagen und setzt deine ganze Energie ein, eine neue Tätigkeit zu finden, die dir Freude bereitet und mit der du gut für dich in den nächsten Jahren sorgen kannst.


Was du auch machen könntest: Du suchst dir einen Brotjob, der dir ermöglicht, übergangsweise deine Rechnungen zu bezahlen und nachts gut zu schlafen. Und du kompensierst diese vielleicht eher öde Tätigkeit mit mehr Zeit und Energie für das, was dir wirklich Freude bereitet: Deine Familie? Deine Freundschaften? Ein lang gehegtes Hobby? Ein erfüllendes Ehrenamt?


Eine weitere Option wäre: Du fährst zweigleisig. Du behältst einen Teil deiner Selbständigkeit als Übersetzerin und suchst dir eine Teilzeitstelle oder baust dir ein zweites Standbein auf. So habe ich es damals während der Pandemie gemacht. Zugegeben nicht ganz freiwillig, sondern mit tatkräftiger Unterstützung einer monatelangen Flaute. Wie so vieles im Leben hat zweigleisig zu fahren, Vor- und Nachteile. Aber das weißt du bestimmt schon …

Radikale Akzeptanz – Es ist, wie es ist!

Früher habe ich viel Energie vergeudet, indem ich mich über Dinge geärgert habe, über die ich wenig oder gar keinen Einfluss habe. Ein Beispiel? Die Kleinkinderbetreuungssituation in Deutschland, das deutsche Schulsystem mit Hitzefrei bei (für mich) noch sehr erträglichen Temperaturen ...


Seitdem ich mich in radikaler Akzeptanz übe, geht es mir um einiges besser.


Im Januar 2021 waren alle Schulen zu und es war nicht abzusehen, wann sie wieder aufmachen würden. Mir hat es sehr geholfen, mir Folgendes zu sagen „Es ist, wie es ist. Meine drei Kinder sind jetzt für eine unbestimmte Zeit zu Hause. Was kann ich mir in dieser Situation vornehmen? Was ist machbar? Was kann ich tun, damit es mir besser gelingt?“


Die Antwort für mich damals? Sehr früh aufzustehen. Deutlich früher als alle anderen Familienmitglieder. In den sechs Monaten, in denen die Schulen zu waren, habe ich erstaunlich viel geschafft. Viel mehr, als wenn ich in mein altes Opferrollenmuster wieder gefallen wäre: „Arme, Marta. Du hast es so schwer. Du hattest so viele Pläne und hattest so viel vor und jetzt kannst du gar nichts tun, weil die Schulen zu sind“.


Was möchte ich damit sagen? Versuch, zu akzeptieren, was du eh nicht ändern kannst. Hier ein paar Beispiele:

  • Die KI ist da.

  • Die Welt- bzw. Wirtschaftslage ist nicht gerade rosig.

  • Kleine, feine Agenturen werden von größeren verschluckt.

  • Es wird immer schwieriger (wenn nicht unmöglich), von einer Handvoll Agenturen vernünftig zu leben.

  • Größere Firmen arbeiten lieber mit Agenturen bzw. GmbHs und nicht mehr so gerne mit Soloselbstständigen.

Es ist, wie es ist. Radikale Akzeptanz heißt die Devise. Heißt das, dass du ausgeliefert bist? Nein, du hast vieles in der Hand. Du hast das letzte Wort. Eine Fachübersetzung für 3 Cent pro Wort und am liebsten für vorgestern? (Ja, solche unwiderstehlichen Angebote bekomme ich auch hin und wieder). Da muss ich nicht mitmachen. Ich kann bewusst entscheiden, in der Branche etwas Besseres aktiv zu suchen oder neue Wege einzuschlagen.

Der Blick über den Tellerrand hilft, zu relativieren

In Übersetzungskreisen herrscht oft eine – sagen wir es vorsichtig – eher pessimistische Sicht, was die Zukunft betrifft. Bestimmt nicht ganz ungerechtfertigt. Ich bin mir sicher, du bekommst von deinem Umfeld in regelmäßigen Abständen auch die Rückmeldung: „Übersetzungen? Was? Das erledigt schon längst die KI, oder?“


Ob du lieber schnell das Thema wechselst oder dich auf ein Gespräch über die Grenzen der maschinellen Übersetzung und LLMs einlässt, bleibt dir überlassen … In meiner Erfahrung bringt das nicht viel.


Sehr spannend finde ich aber, mit Menschen zu reden, die mit unserer Branche gar nichts zu tun haben. Da wird mir schnell klar: Gerade machen sich viele Menschen Gedanken über ihre berufliche Zukunft und über ihre Branche. 


Ich habe mich letztens mit einem jungen Langstreckenpiloten unterhalten. Er meinte, er würde seinem Sohn jetzt nicht unbedingt empfehlen, Pilot zu werden. Bis er erwachsen ist (der Junge ist erst fünf), kann es gut sein, dass alle Flüge im Autopilot sind. Mein Gedanke: Hoffentlich nicht!


Noch ein Beispiel? Letztens schrieb eine Therapeutin auf LinkedIn. Auch sie mache sich Gedanken über ihre Zukunft mit KI. Denn inzwischen wird die KI auch in der Therapie eingesetzt. Zum Beispiel bei digitalen Gesundheitsanwendungen sogenannten DiGas. Können solche Tools eine sinnvolle Ergänzung zu einer Therapie sein? Ich finde schon. Ein Ersatz? Hoffentlich nicht!


Vielleicht klingt das für dich pessimistisch. Aber diese Beispiele geben mir Zuversicht. Wir sind im Umbruch. Es sind unsichere Zeiten. Aber wir sind nicht die Einzigen, die sich Gedanken und Sorgen machen. Erstmal abwarten und Tee trinken. Noch eine alte Weisheit? Es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird …

Der Blick zurück – War es wirklich noch nie so schlimm?

Bei längeren Flauten erwische ich mich oft dabei, wie ich zu mir sage: „So schlimm wie jetzt war es noch nie. Das war es. Das ist der Anfang vom Ende.“ (Ja, Drama kann ich.)


Ist das aber wirklich so? Die Pandemiezeiten fühlten sich sehr unsicher und surreal an, aber ich habe sie überstanden. Du hoffentlich auch.


Damals sind meine drei besten Kunden Konkurs gegangen. Ich habe mich davon erholt. Und daraus ist etwas Schönes entstanden. Nämlich ein zweites Standbein als Beraterin für Selbstständige.


Einige Jahre davor, während der Wirtschaftskrise in Spanien, mussten mehrere Synchronfirmen in Barcelona ihre Tore schließen. Ausgerechnet diejenige, die mich am besten behandelt und bezahlt haben. Nein, nicht schön. Aber zu der Zeit habe ich meinen ersten Kunden in Deutschland gefunden. Zufall? Wahrscheinlich nicht.


Kannst du dich noch an die Panikmacherei um die DSGVO erinnern? Und um den Millennium-Bug? Oder als die ersten CAT-Tools auf den Markt kamen und das Internet geboren wurde? (Ja, ich weiß, es ist ein paar Jahre her …)


Egal, ob du das selbst erlebt hast oder nicht, hier kommt ein Exkurs samt Zeitreise ...

Zeitreise: Kannst du dich noch an Altavista erinnern?

An meiner allerersten Internetrecherche kann ich mich noch erinnern, als wäre es heute. Es muss 1996 gewesen sein. Mein damaliger Freund kam mit leuchtenden Augen zu mir: „Marta, ich muss dir was ganz Tolles zeigen!“


In einem stickigen Computerraum in der Uni hat er mir voller Stolz den guten alten Altavista vorgestellt und mir gezeigt, wie man bei einer Internetrecherche vorgeht.


Und wie war das? Langsam. Sehr langsam. Sehr seeeeehr langsam. Nach einer halben Stunde war mein Fazit: „Sehr nette Spielerei. Aber ich gehe jetzt zurück in die Bibliothek und recherchiere dort weiter. Das geht um einiges schneller.“


Tja, ich habe die Kurve dann doch noch gekriegt. In den letzten 25 Jahren hätte ich mir meine tägliche Arbeit ohne Google gar nicht vorstellen können.


An diese Anekdote muss ich in letzter Zeit öfter denken. Wer weiß, wie viel Gutes die KI für uns parat hat. Nein, ich sage nicht, dass wir blind auf den KI-Zug einsteigen sollen. Aber es lohnt sich sicher, ab einem gewissen Zeitpunkt neugierig zu werden und sich damit auseinandersetzen.


Ich hatte mich für dieses Jahr vorgenommen, mich mit dem Thema KI und LLMs näher zu beschäftigen. Mein Fazit: Für kreative Übersetzungen ist die Maschine noch nicht so weit. Es geht deutlich schneller, wenn ich von Null übersetze. Aber ich habe schon ein paar Bereiche entdeckt, wo mir Chatty gute Dienste leistet. Dazu irgendwann mal hier im Blog mehr.

Düstere Prognosen: Oder was haben KI und Fertiggerichte gemeinsam?

Ein nettes Bild, das mir gegen Schwarzmalerei hilft. Danke, liebe Iris Heldensen für den Impuls.


Als im letzten Jahrhundert die Fertiggerichte ein Hoch erlebten, lauteten die Prognosen: Bald wird man nicht mehr kochen. Frische Zutaten und Restaurants werden überflüssig. 


Und jetzt? Ja, wir könnten uns ausschließlich von Fertiggerichten ernähren. Wenn wir es möchten. Die meisten Menschen verzichten aber darauf. 


Es gibt viele Menschen, die bereit sind, ganz viel Geld für frische Zutaten und für leckere Restaurants auszugeben. Es ist ihnen wert.


Vielleicht wird es eines Tages mit KI und der maschinellen Übersetzung auch so sein. Manche Texte werden wir der KI liebend gern überlassen. Sie spart uns Zeit, sie ist günstig. Das Ergebnis ist dann nicht bombastisch, aber gut genug. Es wird aber weiterhin Menschen (Kunden) geben, die für handwerkliche Sorgfalt bereit sind, einen angemessenen Preis zu bezahlen. Daran möchte ich jetzt glauben.

Halbleer oder halbvoll? Alles eine Sache der Perspektive

Ist das Glas jetzt halbleer oder halbvoll? Ist diese neue Entwicklung eine Bedrohung oder eine Chance? Faszinierend, wie vieles eine Sache der Perspektive sein kann. 


Letztes Jahr, als es für mich mit den Übersetzungsaufträgen so zäh war, fiel es mir sehr schwer darüber zu sprechen. Wahrscheinlich dachte ich, das würde auf mich ein schlechtes Licht werfen. Geht es dir auch so? Du bist da auf keinen Fall alleine!


Als die Flaute vorbei war, habe ich mich mit einer ganz lieben Kollegin unterhalten. Sie, so wie ich, bietet Übersetzungen im kreativen Bereich und arbeitet aus dem Englischen und Deutschen ins Spanische und manchmal ins Katalanische. 


Ich habe sie ganz offen gefragt: „Du? Macht es dir keine Sorgen, wenn jetzt so viele langjährig etablierte Kolleg:innen die Selbstständigkeit aufgeben?“


Ihre wunderbar pragmatische Antwort: „Sorgen? Wieso? Mehr Arbeit für uns!“


Tja, so kann man das auch sehen. Alles eine Sache der Perspektive.

Verharren – Die suboptimalste Option

Das Geschäft läuft seit Langem bei dir nicht gut und die Selbstständigkeit bereitet dir schon lange keine Freude mehr. Vielleicht macht dir das Übersetzen an sich noch Spaß, vielleicht gar nicht mehr. Jedes Mal, wenn du jetzt an die nahe Zukunft denkst, bekommst du Bauchschmerzen.


Du könntest jetzt die Arme verschränken und trotzig sagen: „Ich möchte, dass alles wieder so ist, wie es mal war. Dass die guten Kunden und die angemessenen Preise von früher von allein zurückkommen.“ Oder: „Ich will, dass es weiterhin möglich ist, von ein paar Agenturen vom Übersetzen (gut) leben zu können.“


Ewig zu grübeln, sich in den frühen Morgenstunden im Bett zu wälzen, in regelmäßigen Abständen zu jammern und einfach zu warten, bis sich die Dinge von allein regeln, kann durchaus eine Strategie sein. Wahrscheinlich aber die suboptimalste.


Ja, ich verstehe dich. Ich bin auch eine Meistergrüblerin und eine Runde Mitleid nehme ich immer wieder gerne an. Vieles ergibt sich aber erst beim Tun.
Solltest du bleiben oder lieber gehen? Schau dir zuerst deine persönlichen Umstände an.

Was sind deine persönlichen Umstände

Höchste Zeit, eine Entscheidung zu treffen? Schau dir bitte vorher deine persönlichen Umstände an. Was sind deine Rahmenbedingungen? 

Dein Alter

Bist du seit 30 Jahren in der Branche? Oder erst seit 2? Hast du noch 30 Jahre bis zur Rente? Oder nur noch 2?


Wenn du noch relativ jung und voller Elan bist, kann das ein gutes Argument für eine komplette Umorientierung und eine Umschulung sein. Das kann aber ein genauso gutes Argument dafür sein, in der Übersetzungsbranche zu bleiben und zu schauen, wie sich das Ganze in den nächsten Jahren entwickelt.


Wenn du schon einige Jahre auf dem Buckel hast und sowieso vorhast, dich in ein paar Jahren vom Berufsleben zu verabschieden, könnte das ein gutes Argument fürs Bleiben sein. Einfach mitnehmen, was noch kommt und das Ganze schleifen lassen. Es wäre aber genauso ein gutes Argument dagegen: „Für die paar Jahre suche ich mir ein Brotjob als Übergang und gut ist.“


Ja, du siehst es. Vieles liegt im Auge der Betrachterin.

Das Finanzielle

Hast du ein ordentliches Polster, bist du knapp bei Kasse oder hast du einiges an Schulden, die du zügig abarbeiten solltest?


Bist du allein auf dich gestellt oder kannst du, wenn nötig, auf finanzielle Unterstützung von deiner Partnerin oder deinem Partner, von deinen Eltern oder lieben Verwandten zurückgreifen?


Kannst du dir ein Coaching, eine Beratung oder eine kostenintensive Weiterbildung leisten? Oder sind deine finanziellen Möglichkeiten eher begrenzt?


Kannst du es dir leisten, beruflich kürzerzutreten, um mehr Zeit für eine Umschulung zu haben? Kannst du (weniger) lukrative Aufträge dankend ablehnen, um mehr Zeit in Marketing und Akquise zu investieren? Oder bist du momentan auf jeden Cent angewiesen?


Wenn das Finanzielle bei dir eine untergeordnete Rolle spielt, kannst du dir mit der Entscheidung, die Selbstständigkeit zu verlassen, mehr Zeit lassen. Es kann dir aber den Wechsel erleichtern, da du finanziell nicht so viel aufs Spiel setzt. Andererseits, wenn du knapp bei Kasse bist, kann das ein großer Ansporn sein, jetzt Gas im Marketing zu geben oder zügig eine Festanstellung zu finden.


Ist das alles nicht ein bisschen widersprüchlich? Ja, das ist es. 

Dein subjektives Sicherheitsbedürfnis

Es gibt Menschen, die zu mir in die Beratung kommen und rote Zahlen auf dem Konto haben, und trotzdem sind sie recht entspannt, da es noch ein paar Rechnungen offen sind.


Andere dagegen haben genug Rücklagen für ein halbes oder ein ganzes Jahr oder sogar länger, haben Immobilien und ein gutes Auffangnetz, falls es hart auf hart käme.

Trotzdem machen sie sich große Sorgen und können schlecht schlafen, wenn eine Zeit lang die Aufträge ausbleiben.


Ja, wir ticken alle anders und daran können wir wenig ändern. Uns gut zu kennen, kann uns aber helfen. Wenn du eher zu der sorglosen Sorte gehörst, wäre mein Rat: Bau dir trotzdem ein kleines Polster auf. Neigst du zu unbegründeten Sorgen? Schau dir deine Konten an und sag dir: „Bis es so weit ist, werde ich dagegen steuern können“.

Dein familiäres Umfeld

Gibt es Menschen, die auf dich angewiesen sind? Hast du vielleicht Kleinkinder, Jugendliche in einer schwierigen Phase oder Eltern, die dich immer mehr brauchen? Hast du keine Kinder oder sie sind schon längst aus dem Gröbsten raus? Deine Eltern leben nicht mehr oder sie sind noch relativ jung und fit?

Deine Energie

Ich weiß, wenn ich mir etwas vornehme und ich die Energie dafür habe, werde ich die Zeit dafür finden. Ich weiß, ich werde dafür einiges bzw. vieles streichen.


Wenn mir die Energie für etwas fehlt, fällt es mir sehr schwer, die Zeit und die Motivation dafür zu finden.


Deswegen ist es wichtig, dass du dich fragst: Wie sieht es mit deiner Energie aus? Wohin zieht es dich? Wenn du ganz frei entscheiden könntest, hättest du mehr Energie für einen Neuanfang oder eher fürs Weitermachen (mit Justierungen)?


Höre auf deinen Körper. Zieht sich bei dem Gedanken alles in dich zusammen? Oder atmest du eher erleichtert auf? Auf meinen Körper zu hören, kann ich (noch) nicht so gut. Ich war schon immer ein Kopfmensch. Aber ich übe. Magst du mit mir üben?


Ja, ich weiß, manche Erkenntnisse können wehtun. Aber Wegschauen bringt dich kein bisschen weiter und indem wir unsere Rahmenbedingungen verdrängen, machen wir uns nicht nur Entscheidungen, sondern auch unser Leben um einiges schwerer.

Große Veränderungen? Nimm dir Zeit zum Trauern!

Egal, wie zermürbend die letzten Jahre für dich vielleicht waren: Sich von einem geliebten Beruf, von einer vertrauten Tätigkeit zu verabschieden, fällt niemandem leicht.


Daher meine Einladung: Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um zu trauern. Erlaube dir, traurig zu sein. Oder wütend. Oder beides. Rede darüber mit Menschen, wenn es dir guttut. Oder schreib dir die Traurigkeit aus der Seele.


Überlege: Welches Abschlussritual würde dir den Schritt erleichtern? Vielleicht ein Abschiedsessen mit lieben Kolleginnen? Oder deine ganzen Wörterbücher liebevoll einpacken und verstauen? Oder doch weitergeben und verschenken? Vielleicht dürfen sie als Andenken weiterhin deinen Bücherschrank schmücken?

Lass eine Tür offen, wenn du willst

Was mir bei Entscheidungen hilft: Es muss jetzt nicht für immer sein.


Wenn ich mich entscheide, weiterhin zu übersetzen, kann ich diese Entscheidung in einem halben Jahr oder in einem Jahr revidieren.


Wenn du dich jetzt entscheidest, die Übersetzungsbranche zu verlassen, muss das nicht für immer sein.


In fünf Jahren kann es wieder ganz anders aussehen: mit KI, mit der Weltlage und auch mit deinen persönlichen Lebensumständen.


Wenn dich dieser Gedanke gerade tröstet, nimm ihn gerne mit.

Übe dich in Zuversicht

Letztes Jahr im Sommer habe ich tatsächlich überlegt, mir eine Teilzeitstelle zu suchen. Denn meine Beratungen und Workshops liefen zwar gut, aber nicht gut genug, um davon leben zu können.


Wie es der Zufall wollte, habe ich in dem Sommer bei einem Netzwerktreffen eine Unternehmerin kennengelernt, die demnächst eventuell auf Personalsuche wäre. Die Stelle hätte zwar nichts mit Übersetzungen zu tun, aber ich konnte mir vorstellen, sie gut zu machen und Freude daran zu haben. Nach ein paar Tagen (und ein paar schlaflosen Nächten) habe ich mich bei ihr spontan beworben.


Auf einmal war es für mich glasklar: „Wenn es eines Tages mit dem Übersetzen gar nicht mehr geht, werde ich etwas anderes finden.“


Und weißt du was? Aus meiner Bewerbung ist nichts geworden. Die Dame konnte den Personalengpass intern lösen. Aber ein paar Tage später hat sich bei mir jemand gemeldet, der früher bei einem langjährigen Kunden von mir gearbeitet hat –einer Firma, die kurz nach der Pandemie Konkurs gegangen ist. Ob ich noch übersetzen würde? Er hätte mehrere spannende Projekte für mich …


War das reiner Zufall? Das kann sein. Aber ich möchte daran glauben, dass diese neue Zuversicht einen Knoten in mir gelöst und einiges in Bewegung gesetzt hat.

Genieße das Positive ganz bewusst

Schon mal vom Negativitätsbias gehört? Das Schlechte bleibt besser in Erinnerung als das Positive. Ich kann mich aber bewusst entscheiden, auf das Positive zu achten. Jeden Tag aufs Neue. Magst du es ausprobieren?


Wenn du dich jetzt entscheidest, in eine Festanstellung zu wechseln, nimm dir vor, die Vorteile ganz bewusst zu genießen: dein fixes Gehalt am Ende des Monats, den bezahlten Urlaub, die kranken Tage ohne Wenn und Aber, die gesellige Runde am Kaffeeautomaten …


Und wenn du bleibst? Mach es genauso. Genieße ganz bewusst die Flexibilität, die selbstbestimmten Arbeitszeiten, die Ruhe im Arbeitszimmer, die kurzen Wege, das Chefinsein.

Was sind deine Stärken?

Egal, ob du bleibst oder gehst … Nimm dir mal die Zeit und überlege: Was sind deine Stärken? Worin bist du richtig gut? Was fällt dir leicht?


Fällt dir auf Anhieb etwas? Nein? Vielleicht geht es dir wie mir früher. Ich dachte, ich könnte nur eins gut: Sprachen und Übersetzen. Na ja, und vielleicht noch Lesen, Schreiben und Kreuzworträtsellösen.


Aber wir können viel mehr als nur Sprachen.


Ich kann zum Beispiel wunderbar zuhören und sanft motivieren. Jemand musste es mir sagen, damit ich das sehe. Für mich war das einfach selbstverständlich.


Was übersiehst du vielleicht, da es für dich selbstverständlich ist? Wenn du dich jetzt neu orientierst, kann dir das erste Hinweise geben, wohin dein Weg gehen soll.


Vielleicht können dir folgende Fragen erste Hilfe leisten: Wofür wirst du von anderen bewundert? Wofür bekommst du immer wieder Komplimente?


Vielleicht bist du sehr gut organisiert und hast in deiner ganzen Laufbahn keinen einzigen Liefertermin verpasst. Vielleicht kannst du mit Kindern und Jugendlichen wunderbar umgehen. Vielleicht macht es dir Freude, Sprachen zu unterrichten. Vielleicht bist du sehr technikaffin und kennst dich mit Buchhaltungsprogrammen und Steuern wunderbar aus. Vielleicht bist du ehrenamtlich sehr engagiert und es gibt ein Herzensthema, bei dem du dich ausgezeichnet auskennst. Magst du es dir näher anschauen?

Und nun? Mach den ersten Schritt!

Wenn du dich fürs Bleiben entscheidest, überlege und informiere dich. Was soll sich ändern? Was musst du ab jetzt anders tun? Was wären die ersten Schritte? Was könntest du konkret tun? Und wer könnte dir dabei helfen? Auch wenn es dich vielleicht eine Überwindung kostet, sprich darüber. Du wirst bald merken, dass es vielen in der Übersetzungsbranche so wie dir geht. Es gibt aber auch Möglichkeiten, uns neu aufzustellen.


Wenn du dich neu orientieren möchtest, wäre mein erster Rat: Sprich darüber! Beschränke dich dabei nicht nur auf Kolleg:innen. Wenn es passt, thematisiere es gerne bei der Steuerberatung, beim Notariat, bei dir im Chor, im Kindergarten oder im Sportverein ... Du kannst nie wissen, wer gerade den genau richtigen Tipp für dich haben kann oder wer gerade genau nach jemandem wie dir sucht. Zufälle ergeben sich da, wo du am wenigsten damit rechnest. Wollen wir wetten?

Lass dich UNTERSTÜTZEN

In Mannheim gibt es zum Beispiel die Kontaktstelle Frau und Beruf. Sie bietet fundierte Beratung und auch tolle, zum Teil kostenlose, Fortbildungsmöglichkeiten.


Das Arbeitsamt kann auch eine große Hilfe sein. Du kannst dich auch als Arbeitssuchend melden. Ja, ich weiß, ein großer Schritt. Nach jahrelangem Steuerzahlen ist das aber dein gutes Recht. Unter einigen Voraussetzungen kannst du von der Agentur für Arbeit eine Umschulung finanziert bekommen, mit der sich für dich neue berufliche Möglichkeiten öffnen. Auch sehr interessant für Soloselbstständige: die Kompass-Förderung.

Wenn du schnell und übergangsweise einen Brotjob suchst, können Zeitarbeitsfirmen auch eine gute Anlaufstelle sein. Die meisten von uns sollten für Bürotätigkeiten mehr als qualifiziert sein. Wenn du dich dann im Unternehmen wohlfühlst und ein bisschen Glück hast, könnte das später zu einer Festanstellung führen. 

 
 

Bleiben oder gehen?


Magst du deine Möglichkeiten mit mir ausloten?
Ich bin gerne für dich da.
Du bekommst einen unparteiischen, liebevollen Blick von außen.
Ohne Verurteilung. Ohne Druck.
Und mit viel Verständnis.

Was hast du nach der Beratung?
Klarheit für deinen nächsten Schritt – egal, ob du bleibst oder gehst.

Ein Klarheitscheck beinhaltet einen ausführlichen Fragebogen samt Auswertung und 60 Minuten Beratung via Zoom. 

Er kostet dich 150 Euro netto und du kannst es gerne in Raten bezahlen, wenn es dir besser passt.
Lass uns gemeinsam Klarheit schaffen.

Wenn du das Gefühl hast, dass ich dich unterstützen kann, schreib mir gerne eine E-Mail an: kontakt@marta-pagans.com

 
Lass uns reden
 

Ich freue mich auf dich!

 
 
Marta Pagans

Es gibt nichts Schöneres, als sich zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachen hin- und herzubewegen

https://www.marta-pagans.com
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